Selbst in Schweden, wo man lange versuchte, das öffentliches Leben aufrecht zu erhalten, war 2020 irgendwann Schluss. Und wie überall traf der Corona-Blues die Musiker mit am härtesten. „Ich fühlte mich wie amputiert, sehnte mich nach dem Singen und habe die Musik so vermisst“, erinnert sich Ida Sand, die Stockholmer Sängerin und Pianistin, die seit vielen Jahren in Europa etabliert und dementsprechend normalerweise gut beschäftigt ist. Und ihrem langjährigen Begleiter an Keyboards und Orgel Jesper Nordenström ging es nicht anders. „Eines Tages rief er an und meinte: ‚Lass uns in meinem Studio treffen und irgendwas machen‘. Okay, sagte ich, ich kann versuchen, ein paar Kompositionen mitzubringen. Und dann fragten wir noch ein paar Freunde, ob sie mitspielen wollen. Alles kam wirklich nur aus dem Verlangen heraus, endlich wieder zu tun, was wir alle so lieben: Zusammen Musik zu machen“, erinnert sich Sand. „Wir spielten vier, fünf Stücke, verabredeten uns wieder, und ich versprach, neue Sachen mitzubringen. Und das tat ich. Das war eine großartige Motivation für mich, mal wieder meinen Job zu machen.“
Das Ergebnis heißt „Do you hear me?“ und - der Satz wird gerne bemüht, hier trifft er einmal wirklich zu - ist zweifellos Ida Sands bislang persönlichstes Album. Schon allein deshalb, weil alle zehn Stücke aus ihrer Feder stammen. „Man fragt sich ja vor jedem Projekt immer: Was ist der nächste Schritt für mich? Hier war es für mich ganz klar: Ich wollte zum ersten Mal ausschließlich eigene Songs aufnehmen.“ Doch nicht nur deshalb ist „Do you hear me?“ ein klassisches Singer/Songwriter-Album geworden. Sand hat sich immer mehr als Soul-, denn als Jazzsängerin verstanden. Hier lebt sie ihr ihr Faible für direkt auf das Herz zielende Melodien ungezügelt aus. „Ich habe nicht viel über die Songs nachgedacht, bevor ich sie geschrieben habe. Es kam einfach alles zusammen, als wir im Studio waren. Ein Stück habe ich zu Hause nach einer Session geschrieben. Das hat vielleicht eine halbe Stunde gedauert, ich war so im kreativen Fluss, ich konnte nicht aufhören.“
Perfekt passen sich Sands Begleiter jeweils ein, sind es doch alles alte Freunde, mit denen sie unzählige Male im Studio oder auf der Bühne stand: Neben Nordenström - der zum Beispiel bei „Can you hear me now“ ein grandioses sphärisches Orgel-Intro beisteuert - Sands Ehemann Ola Gustafsson an den akustischen wie elektrischen Gitarren, e.s.t.-Veteran Dan Berglund am Bass und Per Lindvall am Schlagzeug. Als männliche Stimme stieß Anders Van Hofsten dazu, für die Bläserpassagen Trompeter Goran Kajfeš und Saxofonist Per ”Ruskträsk” Johansson, beide als die kreativen Köpfe von Oddjob bekannt.
Eine echte Solistenband also, die sich hier aber vollkommen in den Dienst von Sands Stücken und ihrem stets dramatischen Timbre stellt. Und so unterschiedlich die Stimmungen, die Stile und die Solo-Passagen auch sind, eines haben alle Songs gemeinsam, wie Sand erklärt: „Es mag unterbewusst an der Zeit und den Umständen gelegen haben, dass es fast immer um Beziehungen geht. Nicht nur Partner- oder Liebesbeziehungen. Ein Stück habe ich für meine Mutter geschrieben, eines für einen Freund, eines dreht sich um Abschied.“
Verfasserangabe:
Ida Sand
Medienkennzeichen:
CD-Jazz, Soul, Swing, Blues, Boogie Woog
Jahr:
2021
Verlag:
München, Germany, ACT Music + Vision GmbH + Co. KG
Aufsätze:
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Systematik:
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Beschreibung:
1 CD
Sprache:
Englisch
Fußnote:
Enthält: Wasted on the youth. Burning. Can you hear me now. Waiting. Now is not the time. Sweet child. Too close for comfort. Don’t run away. Let go. Go be with her.
Mediengruppe:
Compact Disc